Das Thema New Work erlebt derzeit einen Hype. Diese über 40 Jahre alte Theorie eines Professors aus Ann Arbor, MI, setzt neue Impulse.
New Work ist heute ein Sammelbegriff für neue Arbeitsformen. Diese neuen Arten der Arbeit und Zusammenarbeit sind notwendig, weil wir einen Paradigmenwechsel erleben. Wir haben die industriell geprägte Arbeitswelt hinter uns gelassen und sind zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft geworden. Die Digitalisierung verändert unser tägliches Leben. Globalisierung und Demografischer Wandel üben zusätzlich Druck auf uns aus.
Die Arbeitswelt 4.0 entsteht durch die digitale Transformation in der neue Technologien Einzug halten. Ein weiteres Merkmal der Arbeit 4.0 ist die Vernetzung und Veränderungen in Arbeitsabläufen. Im Zuge dieser Entwicklung sind ganze Berufsbilder verschwunden, haben sich stark verändert oder entstehen neu.
Doch nicht nur die Umwelt verändert sich, auch die Anforderungen der Arbeitenden an eine sinnvolle und erfüllende Tätigkeit sind im Wandel begriffen. Für die Generation Y (ca. *1979-1998) und noch deutlicher für die Generation Z (ca. 1997-2012) steht nicht mehr nur die Bezahlung im Vordergrund, sondern sie haben weitergehende Anforderungen.
Auf diese Ausgangslage versucht New Work eine Antwort zu geben. Dabei ist New Work nicht als geschlossene Theorie mit einem definierten Satz an Methoden zu verstehen, sondern als Sammlung von Methoden, Strukturen und Zielen.
Alle Arbeitsformen dieses Denkmodells versuchen die Selbstbestimmung und die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung der Arbeitenden zu stärken. Es sollen Freiräume geschaffen werden und die Arbeitsumgebung soll so ausgelegt sein, dass spontane Netzwerke entstehen können, die für die jeweilige Arbeit sinnvoll sind. Dies stellt hohe Anforderungen an die bauliche, organisatorische und technische Struktur der Arbeitsumgebung. Die Gestaltung von Büros oder die Auswahl einer Software für digitale Zusammenarbeit wird somit von einem simplen Beschaffungsproblem zu einem Problem des New Work. Neue Arbeitsformen finden unter anderem in Coworking-Spaces, Crowdworking oder Desk-Sharing ihren Ausdruck.
Viele Unternehmen besitzen eine starre Aufbauorganisation mit unterschiedlichsten Abteilungen. New Work durchbricht dieses System und verlangt die Einführung von sog. „Mixed Teams“ zur Erledigung verschiedener Aufgaben. Dadurch werden können wichtige Kompetenzen in ein Team eingebracht werden, die in einer einzigen Abteilung oft nicht zu finden sind. Teams werden immer fluider und immer stärker virtualisiert.
Die Kreativität aller Beteiligten im Arbeitsprozess soll gestärkt und die Agilität gefördert werden. Dazu haben sich in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedlichste Methoden und Ansätze entwickelt. Drei Beispiele:
Das Design Thinking ist eine Methode zur Entwicklung von Problemlösungen und zur Generierung neuer Ideen. Die Teams sind immer multidisziplinär aufgebaut und der Raum fördert die Kreativität durch Flexibilität. Der Prozess ist in sechs Phasen angelegt:
Wie bei fast allen agilen Methoden oder Frameworks ist der Prozess iterativ angelegt.
Scrum ist ursprünglich ein Rahmenwerk zur Softwareentwicklung und heute eines der bekanntesten agilen Frameworks, das vor allem in Produktentwicklung und Projektmanagement Einsatz findet. Neben dieser „klassischen Verwendung“ findet Scrum aber auch im Bildungsbereich Einsatz; eduScrum® erlaubt die Gestaltung von Lernprozessen durch den Lerner.
Tiefe Hierarchien werden von New Work als Hemmnis bei der Selbstbestimmung und der Selbstverwirklichung der Arbeitenden betrachtet. Begrüßt wird stattdessen eine Holokratie, eine Organisationsform, die Hierarchien abbauen und transparente und partizipative Beteiligungsmöglichkeiten aufbauen möchte. Entwickelt wurde das Modell von Brian Robertson.
Auch das Konzept der Work-Life-Balance lässt die „Neue Arbeit“ hinter sich. Stattdessen wird von einigen Vertretern das Work-Life-Blending favorisiert. In diesem Ansatz verschmelzen Arbeitszeit und ‚Private Zeit‘. Die Grenzen werden fließend. Auch wenn sich dies zunächst vielleicht nicht wünschenswert anhört, so ist das Konzept für jeden, der schon einmal im Homeoffice gearbeitet hat, nichts neues. Die Entwicklung hin zum Work-Life-Blending ist längst im vollen Gange.
Auch die Führung verändert sich. In der „New Leadership“ oder „Führung 4.0“ verändert sich die Rolle der Führungskraft vom „Befehlsgeber“ hin zum Coach und „Facilitator“. Eine Führungskraft gibt eine Richtung vor und setzt einen Rahmen, die Mitarbeiter haben aber einen großen Freiraum für Entscheidungen und können eigenverantwortlich arbeiten.
Die Ansätze, Methoden und Wirkungsbereiche von New Work sind divers und Diversität, Freiheit, Verantwortung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung sind sicherlich auch die übergeordneten Triebfedern von New Work.
Das heutige Verständnis von New Work ist das Ergebnis einer Entwicklung. Am Anfang dieser Entwicklung stand Prof. Dr. Frithjof Bergmann. Seit 1958 hatte er eine Professur an der University of Michigan in Ann Arbor. Bergmann entwickelte das Konzept von New Work – der Neuen Arbeit. Seine einfache Definition war: „New Work ist die Arbeit, die ein Mensch ‚wirklich, wirklich‘ will.“ In einem Interview beschreibt er seine Ein- und Ansichten:
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Weitere InformationenDie Wurzeln sind durchaus politisch. Ende der 70er Jahre unternahm Bergmann mehrere Reisen durch verschiedene Ostblockstaaten und diagnostizierte schon zu dieser Zeit das Ende des Sozialismus. Anfang der 80er Jahre erlebte er, welche Auswirkung die Automatisierung auf die Automobilindustrie in den USA hatte. In Flint, wenige Kilometer von Ann Arbor entfernt, stand ein Automobilwerk von General Motors. Hier wurden Arbeiter entlassen, da ihre Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt wurden. Bergmann beschrieb die Arbeiter folgendermaßen: „Sie gingen ihrer Tätigkeit nach, ohne darin Erfüllung zu finden.“ Dem setzte Bergmann die Idee eines „Zentrums für Neue Arbeit“ entgegen. „New Work ist eine andere Art, Arbeit zu organisieren. Die Absicht ist, Arbeit so zu organisieren, dass sie nichts Gezwungenes ist, sondern man Arbeit tut, die man wirklich, wirklich will. Das ist, was ich seit vielen Jahren predige.“
Bergmann lehnt die klassische Lohnarbeit ab, da sie den Menschen an der Selbstverwirklichung hindere und seine Selbstbestimmung unmöglich mache. In der Arbeitswelt der Industrie unterwerfe sich der Arbeitnehmer der Arbeit, die Neue Arbeit (New Work) soll – so Bergmann – diesen Fehler korrigieren und die Freiheit des Arbeitenden ermöglichen.
Die Ideen von Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung bilden die Grundlage für das traditionelle und das moderne Verständnis von New Work.
In einem Video nahmen einige Protagonisten der New-Work-Szene Abschied von Frithjoff Bergmann und beschrieben, wie sie durch Bergmanns Ideen geprägt wurden.
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