Pascal Callies | Umschulung zum Industriekaufmann und heute Vertriebsdisponent beim Personaldienstleister Tempton.
Pascal Callies | Umschulung zum Industriekaufmann und heute Vertriebsdisponent beim Personaldienstleister Tempton.
Herr Callies, Sie haben vor zwei Jahren Ihre Umschulung zum Industriekaufmann erfolgreich abgeschlossen. Wie ist Ihr beruflicher Wiedereinstieg danach verlaufen?
Nach meiner Umschulung habe ich zunächst als Vertriebstechniker bei einem Hersteller für Warenverkaufsautomaten angefangen. Da ich vor meiner Umschulung eine Ausbildung zum Metallbauer angefangen hatte, war ein Bezug zum technischen Umfeld vorhanden. In dieser ersten beruflichen Station nach der Umschulung konnte ich mir erste Erfahrungen im Vertrieb aneignen – ein wirkliches Match zwischen meiner Vorstellung und dem, was ich ausübte, gab es aber leider noch nicht. Somit entschied ich mich wieder eine Bewerbungsphase zu starten. Nach einiger Überlegung kam ich zu dem Entschluss, auch einen Personaldienstleister aufzusuchen, welcher eine Stelle im Vertrieb ausgeschrieben hatte. Derselbe, bei dem ich jetzt tätig bin.
Was sind heute Ihre Aufgaben im Job?
Ich bin sogenannter Vertriebsdisponent, das heißt ich betreibe Kundenakquise im Außendienst, stelle Leiharbeitnehmer an und disponiere Personal. Die Bereiche Lohnabrechnung und Zeiterfassung sind auch an meinen Arbeitsbereich angebunden, werden aber von Kollegen übernommen.
Inwieweit waren Sie durch die Umschulung auf diese Aufgaben vorbereitet und wieviel mussten Sie im Jobs selbst erst lernen?
Die Umschulung vermittelt gute kaufmännische Grundlagen, in der Praxis muss man aber vieles neu lernen, denn jeder Betrieb arbeitet anders. Deswegen sollte man sich bei der Jobsuche auch nicht davon abschrecken lassen, dass alle immer Berufserfahrung im ausgeschriebenen Aufgabenbereich fordern. Natürlich ist je nach Größe des Unternehmens der Grad der Arbeitsteilung und Spezialisierung recht unterschiedlich. Je größer das Unternehmen, desto eher sind die Bereiche so spezialisiert, dass man entsprechende Kenntnisse mitbringen muss. Kleinere und mittlere Betriebe bieten eher Möglichkeiten für Allrounder und „Neueinsteiger“.
Das Aufgabenfeld für Industriekaufleute gilt ja als recht anspruchsvoll. Immer wieder fragen sich unsere Absolventen, ob sie als Umschüler auch die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wie „richtige“ Industriekaufleute. Wie sehen Sie das?
Die Unterscheidung zwischen „richtigen“ Kaufleuten und Umschülern ist völliger Humbug. Ich habe das immer so erklärt: Ich als Umschüler mache die gleiche Ausbildung wie die Berufsschüler – aber in der Hälfte der Zeit! Wir schließen mit der gleichen Prüfung ab und müssen das gleiche Know-how vorweisen können wie die Auszubildenden. Oft sind die Prüfungsergebnisse von Umschülern im Durchschnitt sogar besser als die der Berufsschüler. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass Umschüler in der Regel Berufserfahrung aus vorherigen Jobs oder Ausbildungen mitbringen. Berufserfahrung heißt auch Lebenserfahrung – etwas, das die meist sehr jungen Absolventen einer dualen Ausbildung naturgemäß (noch) nicht haben.
Welche Erfahrungen haben Sie selbst im Bewerbungsprozess nach der Umschulung gemacht?
Ich habe nach der Umschulung viele Bewerbungen geschrieben und das eine oder andere dabei vielleicht auch nicht berücksichtigt. Aber das ist normal, auch Bewerben ist ein Lernprozess. Wichtig ist, dass man sich gut verkaufen kann und nicht so schnell aufgibt.
Lesen Sie Stellenanzeigen heute anders?
Als Personaldienstleister stehe ich ganz eng im Austausch mit meinen Kunden, um den passenden Kandidaten zu finden. Da sehe ich dann oft, dass Anforderungen nicht nur etwas mit den tatsächlichen Aufgaben zu tun haben, sondern auch aus Gewohnheit gestellt werden. Wenn Unternehmen mit einem bestimmten Typ Mitarbeiter gute Erfahrungen gemacht haben, passen sie die gestellten Anforderungen auch schon mal diesem Profil an. Das heißt dann aber nicht, dass die Stelle nicht auch von jemandem mit einem anderen Hintergrund passend besetzt werden kann.
Sie sind heute für einen Personaldienstleiter tätig. Welche Bewerbungs-Tipps können Sie unseren Absolventen vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund Ihrer eigenen Erfahrungen geben?
Seien wir mal ehrlich: Bewerbungen zu schreiben ist sehr mühsam. Man sitzt stundenlang an den Unterlagen, informiert sich über das Unternehmen und weiß am Ende doch nicht, ob das etwas bringen wird. Wenn man dann auch noch mehrere Absagen kassiert, ist man schnell frustriert.
Nach meiner eigenen Erfahrung würde ich sagen: Nutzen Sie die Netzwerke der Personaldienstleister, gerade im kaufmännischen Bereich! Bei großen Firmen kommt man ohne die Vermittlung durch einen Dienstleister kaum noch rein. Wenn man aber erst einmal drin ist und sich gut macht, hat man auch gute Aussichten darauf, übernommen zu werden. Die meisten Dinge in einem Arbeitsvertrag sind verhandelbar. Wichtig ist, dass man sich selbstbewusst präsentiert und sich auch etwas zutraut.
Herr Callies, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für Sie.